Permakultur: die Natur zeigt uns, wie’s geht

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Die Natur produziert keinen Müll. Sie zerstört keinen Boden und kennt auch keine Schädlinge oder Unkraut. Und vor allem: sie entzieht sich nicht selbst ihre Lebensgrundlage. Wie mit der Natur als Vorbild unser Lebensraum Enkel-fit gemacht werden kann.

„Permakultur ist ein Gestaltungsanliegen, in dem es darum geht, einen zukunftsfähigen Lebensraum zu schaffen.“, so Marlies Ortner von der Permakultur-Akademie im Alpenraum (PIA). Zukunftsfähig bedeutet dabei aber mehr als alternative Methoden im Anbau von Nahrungsmitteln. „Heute geht es auch verstärkt um regionales Wirtschaften, Selbstversorgung und Alternativen beim Bauen und Wohnen.“

In der Praxis heißt das: Gestalten nach permakulturellen Prinzipien orientiert sich an den Kreisläufen der Natur. Also Vielfalt statt Monokultur, Pflege des Bodenlebens, Verzicht auf Chemie, Vermeidung von Abfällen, sammeln von Saatgut für die nächste Saison und Regenwasser.

Composting Jiwa Damai, Permakultur Farm, Kompost

Jiwa Damai auf Bali, Permakultur Garten, Kompost-Herstellung

Beobachtung der Natur und Vielfalt

Die Beobachtung der Natur im eigenen Lebensraum – am Grundstück, Garten oder Balkon – bildet dabei die Grundlage für weitere Maßnahmen. Wieviel Sonne gibt es und wann? Wieviel regnet es? Welche Pflanzen und Tiere sind schon da? Wie ist es mit der Temperatur bestellt? Dann kannst du dir überlegen, wie du funktionierende Kreisläufe herzustellen kannst.

Klingt abstrakt? Hier ein kleines Beispiel, wie ein Permakulturgarten aussehen könnte: Beete mit Pflanzen, die regelmäßig geerntet werden können (z.B. Pflücksalat oder Kräuter) oder mehr Pflege benötigen, werden in der Nähe des Hauses angelegt. Ebenso der Kompost. So ist der Weg vom Haus zur Ernte nicht weit. Die Reste aus der Küche werden dann wieder auf den Kompost gebracht, an dessen Fuß wiederum Starkzehrer (z.B. Zuchini) gesetzt werden können. Dazu kannst du auch noch Laufenten halten. Die fressen die Schnecken vom Salat und düngen mit ihren Exkrementen den Boden, der so fruchtbarer wird und die Pflanzen besser gedeihen lässt. In einem Permakulturgarten wachsen Gemüse, Blumen und Kräuter nebeneinander, ebenso wie Tiere ihren Platz darin finden.

Permaculture Garden Greece, Hopeland, Permakultur in Griechenland

Hopeland – Permakultur-Garten in Griechenland

Nachhaltigkeit für viele Generationen

Anhand des Beispiels kannst du die Grundzüge dessen ablesen, was die Gründerväter von Permakultur, die Australier Bill Mollison und David Holmgren Ende der 1970er Jahre erkannten. Sie stellten nachhaltige, kultivierte und produktive Ökosysteme, in denen Menschen, Tiere und Pflanzen in großer Artenvielfalt interagieren der konventionellen Landwirtschaft gegenüber. Monokulturen und der Einsatz von Chemie bedeuten großen Schaden für Boden, Pflanzen, Tiere und Artenvielfalt, der irgendwann einmal nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Damit wird auch klar, dass in der Permakultur (von: permanent agriculture) langfristig gedacht wird. Du hast nicht nur dich und deine Mitmenschen im Auge, sondern auch nachfolgende Generationen.

„Zentral an Permakultur ist immer die Gestaltungsidee.“ so Ortner. „das ist auch ihre Kernkompetenz.“ Daraus ergeben sich viele Einsatzmöglichkeiten. Sogar auf dem eigenen Balkon: Du stellst z.B. eine Tomate und Basilikum auf den Balkon, sammelst Regenwasser und Biomüll für einen kleinen Kompost. In einem Blumenkisterl lässt du Wildpflanzen wachsen und lockst somit Insekten (Bestäuber!) an. Ein paar Samen behältst du für die nächste Saison und schon hast du einen kleinen Kreislauf.

 

Jiwa Damai Permakultur Gemüsebett anlegen und gestalten, Bali

Jiwa Damai Gemüsebeet, Bali

Permakultur ist vielseitig

Möglichkeiten permakulturellen Gestaltens gibt es viele. Sie funktioniert in verschiedenen Klimazonen, Höhenlagen und Umgebungen. Sei dies auf dem Balkon, im Hinterhof deines Wohnhauses oder in einem Gemeinschaftsgarten. Auch Dachgärten, vertikale Gärten oder städtische Parks werden zunehmend ein Thema – Permakultur wurde durch die Transition Town Bewegung auch in die Städte gebracht (nicht zu verwechseln mit Urban Gardening). Permakultur-info.de listet rund 91 Projekte im deutschsprachigen Raum, gemäß dem Worldwide Permaculture Network sind es in Europa rund 337, weltweit 1608.

„Was Permakultur betrifft, ist Europa aber das Entwicklungsland.“, so Beat Rölli von Permakultur Schweiz. „In Europa leben nicht viele Menschen davon, im Gegensatz zu einigen Ländern auf der Welt.“ Z.B. wurden in Indonesien, China oder Brasilien Flächen bis zur Größe Belgiens mit Permakultur gestaltet.

 

Enten Permakultur, Griechenland, Re-Green

Re-Green, Permakulturfarm und Guesthouse in Griechenland

Kooperation und Selbstbestimmung

Unabhängigkeit von der industriellen Nahrungsmittelproduktion und Selbstversorgung haben in der Permakultur einen hohen Stellenwert. So kannst du dich auch an einer Lebensmittelkooperative und an lokalen Tauschkreisen, die es in vielen europäischen Städten gibt, beteiligen. Diese Kombination ermöglicht es, sich ein Stückchen Selbstbestimmung wieder zurück zu holen. Andreas Voglgruber von der Ökoagentur Grünerd berichtet, dass Teilnehmer eines Permakulturkurses oft nach Lebensveränderung suchen und alternative Lebens- und Wirtschaftsweisen kennen lernen wollen. Ähnliches beschreibt Ortner: „Der beliebteste Teil des Kurses ist immer der über Selbstversorgung. Und nach einem Kurs sind viele Menschen froh, dass sie die Natur wieder besser verstehen.“

Glossar

Permakultur ist ein Konzept, das auf die Schaffung von dauerhaft funktionierenden, nachhaltigen und naturnahen Kreisläufen zielt. Ursprünglich für die Landwirtschaft entwickelt, ist sie inzwischen ein Denkprinzip, das auch Bereiche wie Energieversorgung, Landschaftsplanung und die Gestaltung sozialer Infrastrukturen umfasst. Grundprinzip ist ein ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiges Wirtschaften mit allen Ressourcen.

Mitte der 1970er Jahre entwickelten die beiden Australier Bill Mollison und David Holmgren Ideen zum Aufbau langfristig ertragreicher landwirtschaftlicher Systeme als nachhaltigen Gegenentwurf zum vorherrschenden industriellen Agrarsystem. Mollison und Holmgren prägten für ihren neuen Denkansatz den Begriff Permakultur. Er entstand aus der Verknüpfung der Begriffe permanent agriculture (dt. ‚dauerhafte Landwirtschaft‘).

Quelle: Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Permakultur

weiterführende Links

PIA: www.permakultur-akademie.com

Ökoagentur Grünerd: www.grünerd.at

Permakultur Schweiz: www.permakultur.ch/

Permakultur Deutschland: permakultur-info.de/

www.permakultur-institut.de

Transition Town in Deutschland, Österreich, Schweiz: www.transition-initiativen.de/

Worldwide Permaculture Network: permacultureglobal.org/

Buchtipps

Zum Starten:

Büchertipps

Für Einsteiger:

Kleber, Gerda & Eduard W. (2010, 2.Aufl.): Gärtnern im Biotop mit Mensch: Das praktische Permakultur-und Biogarten-Handbuch für zukunftsfähiges Leben. OLV Organischer Landbau Verlag.

Mars, Ross (1990): The Basics of Permaculture Design. Permanent Pubn.

 

Für jene, die sich vertiefen möchten:

Mollison, Bill (1978): Permaculture One: A Perennial Agricultural System for Human

Settlements. Tagari Publications.

Mollison, Bill (1988/2010): Handbuch der Permakulur-Gestaltung. Tagari Publications/

Permakulur-Akademie im Alpenraumk/Österreichisches Institut für angewandte Ökopädagogik.

Holmgren, David (2002): Permaculture: Principles and Pathways beyond Sustainability.

Holmgren Design Services.

Hopkins, Rob (2008): The Transition Handbook: From Oil Dependency to Local Resilience.

Green Books.

 

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