Der Weg aus der Perfektionsfalle – oder wie gut ist gut genug?

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Fliegt dir die Arbeitswoche nur so um die Ohren? Möchtest du mehr Zeit haben für die Themen, die dir wirklich wichtig sind? Bist du ein Perfektionist in deinem Tun und möchtest das ändern? Dich freier und selbstbestimmter fühlen? Dann habe ich hier was für dich.

Youbeee Expertenbeitrag

Gehen wir mal ganz hypothetisch davon aus, dass dein Chef denselben Auftrag an fünf gleich qualifizierte Personen erteilt. So nach dem Motto: „Stell‘ mir bitte mal was zusammen zum Thema XY“. Was denkst du, was dabei herauskommen wird?

Person 1 lässt gleich alles stehen und liegen und erstellt ein 5-seitiges Konzept mit Nutzwertanalyse, Fotodokumentation und aussagekräftigen Weblinks/Quellenangaben. Person 2 listet auf einem A4-Blatt seine wichtigsten Erkenntnisse und mailt sie dem Chef. Person 3 öffnet im Outlook eine neue Nachricht und sendet dem Chef ein paar Links zum Thema. Person 4 denkt: „Bevor sich der nicht nochmals meldet, mache ich gar nichts“. Für Person 5 ist klar, dass der Chef mal wieder heisse Luft fabriziert und dass er, wenn er in seinem Büro angekommen ist, schon nicht mehr weiss, wem er was aufgetragen hat. Hauptsache, seine Mannschaft ist beschäftigt. 

Und nun die Gretchenfrage 

Welche der fünf Personen hat es richtig gemacht? Gehen wir weiter davon aus, dass es der Chef ernst gemeint hat, dann scheiden Person 4 und 5 schon mal aus. Bei 1, 2 und 3 hängt es von den Erwartungen des Vorgesetzten ab oder davon, wie gut die beiden auf einander eingespielt sind. Was ich dir damit zeigen möchte ist, dass es unterschiedliche Interpretationen gibt. Sollte es dir öfters passieren, dass du mit viel Liebe, Herzblut und Zeit eine Variante à la Person 1 erstellst und dann wenig bis gar keine Rückmeldung erhältst, kann das auf die Dauer sehr frustrierend sein.

Hast du eher im Sinne von Person 2 oder 3 gehandelt, bist du zwar rascher fertig, doch unsicher, ob es das war, was er erwartet hat – und was viel entscheidender ist, vielleicht bist du tief in deinem Inneren nicht ganz so zufrieden mit dem, was du abgeliefert hast. 

Hör‘ auf mit Rätsel raten

Genau deshalb ist es bei einer engen Zusammenarbeit eminent wichtig, zu wissen, was der andere von dir erwartet. Das kann natürlich variieren und wenn du nicht nachfragst, einen Vorschlag bringst („Passt es für dich, wenn ich es auf zwei A4-Seiten zusammenfasse?“) oder dich erkundigst, wofür er das Dokument genau braucht (interne Info, Entscheidungsgrundlage für den Verwaltungsrat), kannst du ganz schön im Offside landen.

In der löblichen Absicht, es möglichst gut zu machen, fragen wir meist nicht nach und erledigen den Auftrag nach unserem Gutdünken. Stehst du oft unter Zeitdruck, kann es wertvoll sein, Genaueres zu erfahren. Ein angenehmer Nebeneffekt könnte sein, dass der Chef nächstes Mal von sich aus mehr Details preisgibt, weil er sich dazu wirklich Gedanken gemacht hat. Denn seien wir ehrlich, du kannst jedes Ergebnis ausschmücken, aufpeppen, perfektionieren. Das geht zu Lasten deines Zeitbudgets. Denn du hast ja noch mehr pendent, als diesen diffusen Auftrag. Oft bringt es mehr, kurz rückzufragen statt einfach loszulegen. Es gilt ganz einfach, die Balance zu finden.

Feedback einfordern

Gehst du zum Beispiel nach Abgabe des Papiers aktiv nachfragen, ob es seinen Vorstellungen entsprochen hat, mit der Begründung, dass du dich stetig verbessern und möglichst auf Anhieb ein Ergebnis präsentieren möchtest, das ihm von Nutzen ist, zeigt das, dass du aktiv mitdenkst und es dir wichtig ist. Ihr spart beide Zeit, wenn das Dokument nicht mehrmals nachbearbeitet werden muss – und es macht auch sehr viel mehr Spass, wenn es gleich im ersten Anlauf gelingt. Klare Anweisungen sind genau das – klar. Schaffen Einigkeit, sind effizient, effektiv – und schon kann es weiter gehen mit dem nächsten Thema. Wirkliche Energie kosten nicht die Dinge, die wir im Griff haben, auch wenn die Menge zeitweise den Pegel übersteigt, den wir uns zutrauen. Es sind die nervigen Details, die Verzögerungen mit sich bringen, immer und immer wieder besprochen werden müssen, statt sie ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen. Etwas immer auf dieselbe Art zu tun, ist oft kein Ergebnis von Überzeugung, sondern eine Folge schlechter Gewohnheiten und der (vermeintlich) fehlenden Zeit, über eine Optimierung nachzudenken – oder der Konsternation darüber, keine bessere Lösung gefunden zu haben.

Und denke immer daran –deine Arbeitszeit ist Teil deiner Lebenszeit.

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Weniger arbeiten und gleichzeitig mehr erledigen

Titelbild

Eule auf Pixabay

 

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