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Die Lebensphilosophie der Balinesen ist einfach und simpel: ein glückliches Leben. Hinter dieser Lebensphilosophie steht ein tiefer Glaube.
Und so wie alles im Leben, hat auch der Glaube seine zwei Seiten. Er verbindet und schafft daher auch Abhängigkeit. Die Balinesen sind ein sehr religiöses und damit verbunden auch abergläubisches Volk. Deshalb mag manch ein religiöses Ritual auf Bali zwar im ersten Moment ein gewisses Gefühl von Romantik in einem wecken, gleichzeitig – mit einem tieferen Blick – aber auch etwas merkwürdig erscheinen.
So ist es auf Bali üblich, dass die Plazenta nach der Geburt im Familien-Garten in einer Kokosnussschale gebettet und mit heiligen Kräutern bedeckt, vergraben wird. Ein schönes Ritual, nicht? Gleichzeitig bindet dieses Ritual das Kind und später den Erwachsenen an diesen Ort. Für gläubige Balinesen – bestimmt die Mehrheit – ist es deshalb so gut wie ausgeschlossen, diesen Ort auf längere Zeit zu verlassen. Ein Auslandsaufenthalt ist für die meisten somit gar nicht erst denkbar. Und glaubt man einer Balinesin, ist schon manch ein Balinese von einer längeren Reise krank und ausgemergelt zurückgekehrt, weil die heimatliche Bindung fehlte.
Ihr Glaube verlangt es sogar, dass sie für ein Ritual zweimal jährlich an den Ort der vergrabenen Plazenta zurückkehren. Sie bleiben ihr ganzes Leben lang mit diesem Ort verbunden. Es scheint, als würde das starke Band, welches Nabelschnur und Mutter bis zur Geburt verbindet, so weiter vereint bleiben.
Eine junge Frau aus Bali erzählte mir, dass sie von Heimweh geplagt war, als sie auf der Universität von Denpasar studierte. Obwohl ihr Heimatort nur rund eine Stunde Autofahrt von der balinesischen Hauptstadt entfernt lag. Sie und ihre Freundinnen heulten sich die Augen wund, wenn sie an für sie wichtigen Zeremonien nicht teilnehmen konnten.
Ein glückliches Miteinander
Religion ist ein selbstverständlicher Teil im Leben der Balinesen. Die Opfergaben und der Tempelbesuch stehen täglich – meist mehrmals – fix im Tagesplan. Auch verfügt jeder Ort, ob Haus, Shop, Restaurant oder Reisfeld, über einen eigenen Tempel. Je reicher die Familie desto protziger. In manchen Dörfern scheint es mehr Tempel als Wohnhäuser zu geben. Die Reisfelder verfügen meist nur über sehr einfache Tempel ohne jeglichen Schnickschnack. Vor Arbeitsbeginn wird gebetet, gedankt und an ihre Lebensphilosophie „Tri Hita Karana“ (drei Voraussetzungen für ein glückliches Leben) erinnert:
- Harmonie mit den Menschen
- Harmonie mit der Natur
- Harmonie mit Gott
Hier geht es um Beziehung. Die Balinesen sind sehr gut in dörflichen Gemeinschaften eingebettet. Mitgefühl und Nächstenliebe sind Selbstverständlichkeiten in ihrem Leben. Ihre Nähe zu Gott wird in zahlreichen Ritualen und Opfergaben zelebriert. Durch ihre starke Naturverbundenheit leben sie in Einklang mit der Natur. Sie sind sehr bemüht diese so natürlich wie möglich zu halten, um sie im Gleichgewicht zu wissen und sie auch für die nächsten Generationen zu schützen.
Noch etwas, was wir von den Balinesen lernen können… 😉
Titelfoto: Fotolia „Fetus inside the womb“ © Mopic
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