Merci Burnout

Gemütliche Lesezeit ca. 10 Minuten.

Irene Fellner von Soulsisters hat mich eingeladen bei der Blogparade zum Thema Berufung teilzunehmen, was ich hiermit gerne tue. Gleichzeitig ein guter Grund wieder einen Beitrag in meinem Blog zu veröffentlichen. Hier ist meine Story: Im 2010 hat mich ein Burnout unfreiwillig in eine längere Auszeit katapultiert. Aus heutiger Sicht ist diese Erfahrung, die wohl wichtigste bis heute in meinem Leben, denn sie hat meinem Leben eine totale Kehrtwende gegeben.

Klar war es nicht lustig da durch zu gehen, denn von Panikattacken, über Lähmungserscheinungen, totaler Dumpfheit, Interessenlosigkeit, psychischer, physischer und mentaler Erschöpfung, Paranoia, Schlaflosigkeit bis hin zur Depression, war da alles dabei. Ein schön bunter Cocktail an totaler Sinnlosigkeit, den ich damals in eintönigen Graustufen wahrnahm. 😉

Heute sehe ich in bunten Bildern an diese Erfahrung zurück und bin unsagbar dankbar dafür.

Was aber passierte vor diesem Burnout Erlebnis?

Ich wollte es immer allen recht machen. War stets bemüht die Erwartungen meines Umfeldes zu erkennen und so zu handeln, damit sie in deren Sinne erfüllt werden. Ehrlich gesagt, ich musste mich hierfür gar nicht recht anstrengen, da meine Antennen schon immer sehr gut wahrnehmen, und ich quasi ein Talent dafür habe, zu erkennen, was andere erwarten oder sich wünschen. Jedenfalls lernte ich, wenn ich es den anderen recht mache, mache ich sie glücklich und ich kassiere im Gegenzug Lob und Anerkennung ein. So nährte ich mich immer wieder. Ich lernte einen Beruf für jemand anders, ich verbrachte meine Freizeit für jemand anders, ich studierte für jemand anders, ich machte Sex für jemand anders, ich putzte für jemand anders, ich tat Jobs für jemand anders, ich kochte für jemand anders, ich plauderte für jemand anders, ich wusch für jemand anders, ich machte mich klein für jemand anders, ich machte mich schön für jemand anders, ich trank für jemand anders, ich reiste für jemand anders, ich meditierte für jemand anders, ich joggte für jemand anders, ich kleidete mich chic für jemand anders, ich las Bücher für jemand anders, ich war brav für jemand anders, ich war schlimm für jemand anders, schlicht ich war jemand anders, aber sicher nicht ich selbst.

Ich arbeitete einige Jahre in der Filmbranche. Mein Highlight erlebte ich, als ich einen Job bei einem der bekanntesten österreichischen Regisseure erhielt. Ich war verdammt stolz, obwohl ich eigentlich schon entschieden hatte, dieses Arbeitsumfeld zu verlassen. Ich erinnere mich noch an den Moment der Jobzusage. Ich wuchs um gefühlte 10 Zentimeter. Ausgeschrieben als Teilzeitjob, brachte es mein Stolz so weit, dass ich nach kurzer Zeit fünf Jobs auf einmal bekleidete. Ich häufte immer mehr an. Fühlte mich für alles im Unternehmen verantwortlich, ganz so als wäre es mein eigenes. Doch all das, tat ich nicht für mich, sondern nur fürs Außen. Die Jobinhalte entsprachen nicht wirklich meinen wahren Fähigkeiten und Talenten. Ich machte es eher um „dabei“ zu sein und um zu gefallen. Ich war brav, so wie ich es bereits vor langer Zeit lernte, und leistete, was von mir erwartet wurde. Ich beutete mich richtig gehend selbst aus damit. Tat all das, aus dem einfachen Grund, geliebt zu werden. Habe dabei aber ganz vergessen, mich selbst zu lieben.

Schluss mit dem Vergeuden meiner Lebenszeit

Und hier komme ich zur Wende meiner Geschichte, es geht nämlich keineswegs darum, das zu tun, was andere von mir erwarten. Hier vergeude ich nur Lebenszeit und wichtige Energie und verliere gleichzeitig meine Authentizität. Das Leben wird dann irgendwann sinnlos. Hier entsteht Krankheit.

Meine Selbst-Ausbeutung ging so weit, dass ich an einen Moment kam, wo ich einfach nicht mehr funktionierte. Es fühlte sich alles so tot an in mir. Ich hatte nur noch die Sehnsucht zu sterben. Und genau diese Erfahrung war es auch, die mir einen Neustart ermöglichte. Es musste etwas sterben, damit ich wieder Zugang zu meinem inneren wahren Wesen hatte. Viele Dinge, Glaubenssätze, Ansichten, Meinungen, Bilder, Gedanken verloren in dieser Zeit ihre Wahrheit und Gültigkeit. Vieles was vorher so wichtig und richtig war, wurde obsolet. Der Computer war abgestürzt und musste vollkommen neu wieder aufgesetzt und programmiert werden; und zwar ganz in meinem Sinne. Nach meinen Wunschvorstellungen, nach meinen Ideen, nach meiner Kreativität und zu meinem Wohl. Ich ging damals für einige Wochen in ein Therapiehotel (http://therapiesalon.at) in die Berge. Dieser Ort ermöglichte mir, wieder zu mir zu finden, und mein Leben in meine Hände zu nehmen. Mich frei zu machen und mich selbst zu sein. Ich erkannte, dass die Therapeuten Unterstützer sind, aber die Arbeit musste ich selbst machen, denn nur dann – dass wusste ich – wird sie auch nachhaltig sein. Und es war harte Arbeit, aber sicherlich auch die wichtigste und schönste Arbeit, der ich bis dato nachgegangen bin. Wie vielen Ängsten bin ich in dieser Zeit begegnet, wie viel Transformationsarbeit habe ich geleistet! Wie viel Vertrauen dazu gewonnen und vor allem wie viel Erkenntnis darüber erhalten, was wirklich wichtig im Leben ist. Und das ist nicht viel! Und hierfür bin ich unsagbar dankbar!

Unser Leben wird durch den technologischen Fortschritt und die Globalisierung stets schneller, manchmal gar rasant schneller. Aber das bedeutet nicht, dass wir uns nicht erlauben dürfen, innezuhalten, zur Ruhe zu kommen, Pausen zu machen, Auszeiten zu nehmen, einfach mal nichts zu tun. Im Gegenteil, diese sind essentielle Hilfsmittel für die Herausforderungen in der heutigen Zeit. Ich habe festgestellt, dass je langsamer ich Dinge tue, um so effizienter und fehlerfreier gehen sie mir von Hand. Probiere es mal aus. Mir hilft hier auch meine tägliche Meditation. Wenn ich besonders unruhig bin, setzte ich mich für wenige Minuten hin, schließe meine Augen, konzentriere mich auf meinen Atem und atme bewusst so langsam als möglich ein und aus. So werde ich still und zentriert, mach eine Pause und tanke gleichzeitig Energie.

Meine Berufung

Diese Pausen, diese Auszeiten, und diese bunte Vielfalt an Methoden, um sich selbst wieder näher zu kommen, möchte ich auch anderen Menschen ermöglichen. So habe ich vor rund zwei Jahren die Idee geboren, mein eigenes Unternehmen in die Welt zu bringen. Im November 2015 habe ich gemeinsam mit zwei Partnern das Internetportal – youbeee.com – für Entschleunigung, Auszeit und Neuorientierung gelauncht. Die Idee ist es, gestressten Menschen entschleunigte Programme, Auszeithungrigen Break-Angebote und Menschen im Wandel, Neuorientierungsmöglichkeiten anzubieten. Außerdem gibt es parallel dazu dieses Online Magazin mit wertvollen und inspirierenden Fachartikeln, Lebensgeschichten und Tipps. Meine Vision mit Youbeee ist es, Menschen Möglichkeiten zu bieten, um sich wieder mit sich selbst zu verbinden und sich dem eigenen Lebensthema und dem Sinn des Lebens zu widmen.

Und vielleicht fragst du dich nun, ob ich meine Berufung gefunden habe? Ich denke Berufung ist etwas flexibles, wie unser Leben auch, das einem ständigen Wandel unterworfen ist. Wir hängen immer so an unseren Prägungen fest, die uns sagen, wie unser Leben sein muss und spüren aber gleichzeitig, dass da eine Sehnsucht nach dem ganz Eigenen ist. Meine Lebensphilosophie ist es, dem nachzugehen und zu spüren, was gerade gelebt werden möchte. Und es dann in Angriff zu nehmen. Ganz egal, was jemand anders davon hält. Das Leben als Spielwiese zu betrachten, auf der wir uns für eine begrenzte Zeit austoben dürfen. Ist das nicht eine schöne Vorstellung? Ich empfehle dir mal nach Innen zu horchen und keine Angst zu haben. Wenn du Deines lebst, ist alles gut, bist du frei und geliebt. Das ist es doch wonach wir uns alle sehnen, nicht?

Hier meine kleine positive Anstups-Liste für dich:

  • Mich lieben und annehmen, ganz so wie ich bin
  • Einfach Dankbar sein
  • Wissen, dass alles gut ist, wie es ist
  • Ich darf Fehler machen und bin trotzdem geliebt, vor allem von mir selbst
  • Selbstbestimmt durchs Leben gehen – Ich treffe die Entscheidungen in meinem Leben
  • Ich darf aus der Reihe tanzen und es macht sogar Spaß
  • Mich immer wieder mit meinem unsterblichen Teil in mir verbinden
  • Wissen, dass es immer mehrere Alternativen gibt
  • Mir immer wieder erlauben Kind zu sein
  • Mir bewusst zu sein, dass ich irgendwann diesen Planeten verlassen werde – und übrigens auch nichts mitnehmen kann 😉
  • Mir ausreichend Freiraum zu geben
  • Im Hier&Jetzt SEIN und Vergangenheit, Vergangenheit sein lassen und Zukunft, Zukunft sein lassen
  • Mir selbst und den anderen verzeihen und vergeben
Seminare mit Katrin

Kreatives Spiel mit den 5 Wandlungsphasen (Elemente) in Südkreta- gemeinsam mit Klaus Gisinger 

 

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