Berufung leben, aber wie?

Gemütliche Lesezeit ca. 4 Minuten.

Wie man die richtige Arbeit für sich findet. Das weiß der englische Philosoph Roman Krznaric. In seinem gleichnamigen Buch gibt er zahlreiche Antworten für all jene, die Burnout, Unzufriedenheit und Gefühle von Leere im Job hinter sich lassen wollen.

„Die Hypothek abzahlen ist ihnen zwar immer noch wichtig, aber sie brauchen mehr, um ihren existenziellen Hunger zu stillen“, fasst Krzarnic die Ergebnisse seiner Befragungen zusammen. Mit unzähligen Menschen hat er über ihr Berufsleben und ihre Träume gesprochen, über ihre Motivation sich beruflich zu verändern und ihre Schwierigkeiten, diesen Schritt auch wirklich umzusetzen. Diese Erzählungen machen es einem beim Lesen leicht, an die eigenen Erfahrungen und Fragestellungen anzuknüpfen. Die englische Anwältin mit Migrationshintergrund etwa, die es geschafft hatte und dennoch unglücklich war, erzählt: „Ich hatte Angst, mir etwas zu überlegen, was nicht mit Jura zu tun hatte. Jura war meine Identität. Wenn du nicht Anwältin bist, was bist du dann?“ Oder ein Lebenskünstler, der sich im Zuge der Familiengründung zu einem sicheren Job im Staatsdienst entschlossen hat, fragt sich: „Ich spüre, dass ich das nicht bin. Wo ist der abgeblieben, der in der U-Bahn am Kopfstand Gitarre gespielt hat?“ Geld ja, Sicherheit ja, Erfüllung aber auch, bitte. So weit, so klar. Was aber macht Erfüllung aus? Krzarnic identifiziert dazu drei Faktoren: Sinn, Flow – das Gefühl, im Tun die Zeit zu vergessen – und Freiheit.

In die Gänge kommen

R. Krznaric: "Wie man die richtige Arbeit für sich findet", Buchrezension

Buchcover, R. Krznaric: „Wie man die richtige Arbeit für sich findet“

Die zweite Frage, die das Buch durchzieht, ist: Wie schaffen wir einen Berufswechsel und wie treffen wir die richtige Entscheidung? Krzarnic ist sich klar, dass es keine Patentrezepte gibt für einen erfolgreichen Weg zur richtigen Arbeit, er bietet nur Schritte an, fördert die Eigenkompetenz, inspiriert mit biografischen Beispielen und untermauert seine Ansichten mit Studien. Das macht den philosophischen Ratgeber sympathisch aus meiner Sicht.

Erstens rät er dazu, sich Klarheit zu verschaffen, wo die Angst vor dem Verlassen ausgetretener Pfade herkommt. Zweitens müsse man sich vom Mythos abwenden, „da draußen gäbe es den einen perfekten Job, der nur darauf wartet, dass wir ihn finden.“ Stattdessen müssten wir anerkennen, dass wir ein multiples Selbst haben und daher zahlreiche Jobmöglichkeiten in Frage kommen. Und last but not least plädiert er dafür, zuerst zu handeln und danach zu denken. Eine ungewohnte Empfehlung, aber aus meiner Sicht nachvollziehbar. Er meint damit, man solle Tätigkeiten ausprobieren und mit Projekten experimentieren und sich so durchs Tun Klarheit verschaffen.

Fazit: Ich finde das Buch recht kurzweilig. Es ist reich gespickt mit interessanten Fragen und Informationen, er zitiert Künstler ebenso wie Historiker, Wissenschafter oder Philosophen. So gibt es sicher auch für Leser, die sich mit der Frage nach der richtigen Arbeit schon beschäftigt haben, noch einen Mehrwert. Und Sinn-Einsteiger bekommen einen sehr guten Leitfaden, wie sie sich einer beruflichen Veränderung nähern können.

Roman Krznaric, Philosoph, Wie man die richtige Arbeit für sich findet, Buch

Roman Krznaric © Kate Raworth

 

Roman Krznaric, Wie man die richtige Arbeit für sich findet. Kleine Philosophie der Lebenskunst. Kailash Verlag, 2012

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Titelbild

„work“ © Sean MacEntee via flickr.com CC BY 2.0

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