Ruhe und Gelassenheit durch Meditation

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Als junge Frau entdeckte Mahima Lucille Klinge die Meditation, mit deren Hilfe sie sich von inneren Konflikten löste. Heute unterrichtet sie andere Menschen dabei gelassener zu werden. Im Interview erklärt sie worauf es dabei ankommt.

Mahima, du meditierst seit 20 Jahren. Was bewirkt Meditation beim Menschen?

Meditation gibt dem Menschen sehr viel. Sie kehren zurück zu ihrer Kraft und dem inneren Gleichgewicht. Es wird ihnen bewusst, dass alles, was sie brauchen, um glücklich zu sein, in ihnen selbst ruht. Nur wenn man innerlich erfolgreich ist, kann man den Erfolg auch äußerlich spüren und erleben.

Wie wichtig ist Regelmäßigkeit und Übung, um Ergebnisse zu erzielen?

Es geht nicht wirklich um ein Üben wie beim Sport, wo man so lange trainiert, bis man der Beste ist. Meditation soll keine Disziplin sein, zu der man sich zwingt und die einen Aufwand bedeutet. Vielmehr geht es bei der Meditation darum, zu verstehen, warum man meditiert. Außerdem sollte man sie auch schätzen lernen. Ein guter Lehrer oder Mentor, der einem das immer und immer wieder vorsagt, hilft hierbei sehr.

Meditation wird oft als religiöses Ritual angesehen. Muss man an Gott oder irgendwelche höheren Kräfte glauben, um meditieren zu können?

Nein, das ist eine völlig falsche Interpretation. Gott hat keinen Namen und keine Form. Bei der Meditation geht es darum,  zu ”Nothingness“ (dem Nichts) zu finden. Wir befinden uns auf einer emotionalen Ebene. Es geht um Authentizität, Integrität und Frieden. Hat man diese Dinge verstanden, kann man meditieren.

Also kann wirklich jeder meditieren?

Genau. Jeder Mensch ist mit diesem Wissen geboren. Nur wendet es nicht jeder an. Es geht um einen friedlichen Geist und die Kontrolle über seine Gefühle. Jeder kann sich dazu entschließen, im Hier und Jetzt zu sein. Wichtig ist ein guter Lehrer, der einem immer wieder dabei hilft, sich auf das Wesentliche der Meditation zu konzentrieren. Viele Menschen denken, dass man nichts denken darf und konzentrieren sich dann so darauf, dass das Denken und der Geist zu ihren Feinden werden. Ich akzeptiere diese Dinge einfach und schon finde ich Ruhe und Frieden.

Personen am Meditieren

Mahima, auf deiner Website schreibst du, dass man mentale Ruhe in die tägliche Routine integrieren soll. Aber wie kann ich ruhig bleiben, wenn ich hunderte von Emails abarbeiten und gleichzeitig täglich Deadlines einhalten muss?

Man sollte verstehen und sich verinnerlichen, dass man am besten arbeiten kann und auch am meisten leistet, wenn man friedlich und ruhig ist. Diese Einstellung des “ich muss jetzt schnell so viel wie möglich erledigen” funktioniert nicht. Ändert man diese Denkweise, wird man sehen, dass es funktioniert.

Wie reagieren die Menschen auf deine Meditationskurse?

Die Leute reagieren sehr gut und positiv. Wobei ich denke, dass viele eine falsche Idee von Meditation haben. Sie denken, sie müssen diszipliniert sein und sich Zeit dafür nehmen. Daher überlegen sie es sich dann zweimal, und viele verfolgen die Meditation nicht weiter.

Du kommst aus Zimbabwe. Wie bist du auf Meditation gekommen?

Ich habe sehr jung geheiratet. Als die Ehe nach 8 Monaten in die Brüche ging, entschloss ich mich zu reisen. Ich war sehr verwirrt und wollte einfach weg von meinem Mann und war quasi auf der Flucht. Also flog ich mit 23 nach Indien. Ich war damals sehr katholisch und glaubte an Gott und den Teufel, und hatte Angst vor allem was böse war. Ich hatte keine Ahnung von Meditation. Ich blieb fast zwei Jahre lang in Indien. In Punjab, meiner ersten Station in Indien, habe ich mich selbst gefunden. Mein erster Kontakt mit der Meditation war sehr eigenartig, ich saß in einer Gruppe von Hippies – tanzende bärtige Leute, weiß gekleidet. Auf einmal setzten sie sich alle auf den Boden und schauten sich über eine Leinwand ein Video eines Meditationsguru an. Ich dachte mir, um Himmels Willen, wo bin ich hier gelandet? Mit der Zeit bemerkte ich, dass auch ich mich auf diesen Mann konzentrierte. Es war, als würde er zu mir sprechen. Als ich meine Augen schloss, merkte ich, dass ich mich ganz tief drinnen veränderte und mein Geist ruhig wurde. Ich spürte Sanftheit, Frieden und ein Glücksgefühl in mir. Das war ein sehr starkes Gefühl, als ob sich eine Tür in mir öffnete. Als die Meditation zu Ende war, traute ich mich gar nicht aufzustehen, da ich Angst hatte, dass diese wunderbare Erfahrung weggehen würde. Sie ging aber nicht weg und die Meditation wurde zu meiner Leidenschaft. Ich wusste, dass dieser neu gewonnene Frieden genau meines war. So fing alles an.

Frau meditiert im Wald

Was hat sich nach Indien verändert?

Mahima: Ich habe beschlossen kein konventionelles Leben zu führen mit einem 9-to-5 Job und so weiter. Vorher war ich in der Modebranche, ich habe gemodelt. Das wollte ich nicht mehr. Ich wusste nicht genau, was ich tun wollte, aber ich war mir sicher, dass ich einfach nur meinem Herzen folgen musste, und dann würde das schon alles funktionieren.

Wie haben deine Eltern reagiert?

Sie dachten, ich wäre verrückt geworden. „Unsere Tochter machte eine Reise nach Indien und wurde wahnsinnig“ – und in gewisser Weise stimmt das ja auch, aber ich finde das sehr positiv.

Hast du die Techniken deiner Lehrer übernommen oder deinen eigenen Stil entwickelt?

Lehrer sind wichtig und ich hatte gute Lehrer und Mentoren. Allerdings habe ich meinen eigenen Stil, den ich laufend verändere und verbessere. Mir ist es wichtig, Dinge zu vereinfachen. Ich bin gut darin, alles, was kompliziert ist, einfach zu erklären. Das brauchen die Leute.

Mahima, wie genau würdest du selbst Meditation beschreiben?

Für mich ist Meditation das Natürlichste auf der Welt, wie atmen. Sie bedeutet keinen Aufwand, sie gehört einfach zu mir. Meditation muss auf jeden Fall aus dem Herzen kommen. Ich sitze da und höre der Stille zu. Ich nehme mir Zeit für mich, höre in mich hinein und höre mir zu. Meditation muss man lieben, so wie essen oder sich waschen. Es geht einfach darum, dass man Zeit mit sich selbst verbringt.

Hast du für deine persönliche Entwicklung dein Ziel erreicht, oder arbeitest du weiterhin daran?

Ich lerne ständig dazu, das hört nie auf. Außerdem geht es bei der Meditation nicht darum, ein Ziel zu erreichen. Man ist im Hier und Jetzt, erlebt sich und spürt Frieden und Ruhe.

 

Das Interview wurde in englischer Sprache geführt und ins Deutsche übersetzt.

Autoren: Melanie Furch und Sascha Hümbeli

 

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