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Christian Leitner, selbst ernannter „Wildweststeirer“, war schon immer ein wahrer Naturbursche. Wer „zurück zur Natur“ und damit eine strom- und stresslose Zeit erleben möchte, kann dies in seinem neun Meter hohen Baumhaus tun. Er erzählt im Interview, was ihn zum Bau des Baumhaus motivierte, welche Erfahrungen er mit Gästen sammelt und wieso ihm die Natur so am Herzen liegt.
Christian, wie kam es zu der Idee, ein bewohn- und buchbares Baumhaus zu bauen?
Ich habe schon als Bub immer Baumhäuser gebaut und in der Natur gelebt. Vor allem im Sommer in den Ferien durften meine Freunde und ich unsere Zeit im Wald verbringen. Wir hatten Freude daran, uns selbst etwas aus der Natur und in der Natur zu erbauen und dadurch auch die Nächte im Freien verbringen zu können. Ansonsten haben wir tagsüber am Fluss gespielt, die Wälder erkundet, sind Rad gefahren oder im See geschwommen. Wir Buben hatten immer eine Hetz gemeinsam. Beruflich ging dann jeder von uns seinen eignen Weg. Vor zehneinhalb Jahren war es so weit und ich entschloss mich ein Baumhaus mit der Funktion eines Hotels zu bauen: für jeden, der zurück zur Natur kommen will um – hoch oben im Baumhaus – wahre Hoch-Zeiten zu erleben.
Erzähl bitte wie du deine Idee umgesetzt hast!
Ich habe mich mit meinem Vater zusammengetan. Aus Erfahrung wussten wir, dass jede Konstruktion nur so stabil sein kann, wie der Platz, an dem sie steht.
Also suchten wir nach einer geeigneten, sturmgeschützten Lage und so kamen wir auf diese Stelle, an der das Baumhaus nun schon seit zehn Jahren steht, nämlich am Fuß eines Hangs, der vor Sturm schützt. Nach einem halben Jahr hatten wir es zu zweit fertiggebaut – einzig mit unserer Muskelkraft und einer Säge. Mit Seilen zogen wir es dann händisch auf die beiden Fichtenbäume und den Edelkastanienbaum hinauf.
Da steht es bis heute, ohne bisher erneuert werden zu müssen.
Was findest du an einem Baumhaus faszinierend?
Baumhäuser geben dir ein Gefühl von Geborgenheit. Du brauchst da oben keine Angst zu haben, weder vor wilden Tieren, noch vor Ungeziefer wie Schlangen oder Würmern. Was kriecht und krabbelt bleibt unten am Boden. Du kannst oben seelenruhig schlafen. Ein weiterer Vorteil an der Höhe ist der Überblick, die Aussicht. Auch wenn Höhe, genauso wie Dunkelheit eine Urangst des Menschen darstellt, hängen deine Wahrnehmungen aber schlussendlich von deinen Erfahrungen und Gewohnheiten ab. Was unbekannt oder ungewohnt für dich ist, ist tendenziell mit Unsicherheit verbunden. Außerdem erlebst du den Wald tagsüber einfach anders, als du es nachts tust. In der Finsternis fällt dein Sehsinn weg und du hörst plötzlich mehr.
Das Baumhaushotel von Christian Leitner in der Südweststeiermark
Beschreibe bitte das Innere vom Baumhaus!
Wenn du hochgeklettert bist, stehst du zuerst am Balkon. Du siehst zwei Schritte entfernt eine Tür, die in das Schlafzimmer führt. Da drinnen gibt es zwei Etagen: den Boden des Schlafzimmers und eine eingezogene Etage, auf der es ein Fenster – natürlich mit Waldblick – gibt. Außer Matratzen und Schlafsäcken gibt es keine Einrichtungsgegenstände, und auch kein fließendes Wasser oder Strom. Zurück am Balkon gibt es eine Chemietoilette. Der Balkonbereich seitlich des Schlafzimmers ist übrigens groß genug, um auch hier, ganz im Freien, ohne Dach über dem Kopf, schlafen zu können. Die Sinneserfahrungen im Baumhaus sind phänomenal: das Holz duftet nach Kastanie, stets mit einer Briese frischer Luft. Zudem sieht es wegen der feinen Poren und des milden Brauntons wie ein Kunstwerk aus. Anfühlen tut es sich weich und elastisch, da es Feuchte speichert, was wiederum zum klaren Sauerstoff führt.
Wer bucht einen Aufenthalt bei dir im Baumhaus?
(Vorübergehende) Aussteiger, Pärchen, Familien, Freundesgruppen, Kollegschaften… Die meisten kommen entweder um Stress abzubauen, oder die, die mit ihrer Familie kommen, wollen sich hier tatsächlich mit ihr beschäftigen – anders als das etwa bei einem hektischen Sightseeingurlaub möglich wäre. Eine Erfahrung, die ich immer wieder aufs Neue erlebe ist die, dass sich Kinder in der Natur sofort wohl fühlen und super zurecht kommen. Aber auch die Erwachsenen haben sich bisweilen immer sehr gut eingefunden. Ich hatte noch keinen Gast, der aus Angst oder einem anderen unwohlen Gefühl flüchten wollte.
Wie kannst du dich am besten entspannen, erholen und entschleunigen?
Stress meide ich von Haus aus. Ich kenne zwar viel Arbeit (ich habe etwa auch immer am Bauernhof meiner Familie mitgeholfen), aber Stress kenne ich nicht. Ich lasse es gar nicht erst so weit kommen, ‚entschleunigen‘ zu müssen. Das ist meiner Meinung nach alles eine Frage der Einstellung, eine Kopfsache. Das Leben spielt sich hauptsächlich im Kopf ab. Entspannung und Erholung finde ich draußen, in der Natur. Erfreulicherweise kann ich auch genau davon leben. In der Natur finde ich aber nicht nur meinen Ausgleich: das Aktiv-Sein im Freien fördert für mich zugleich die Kreativität.
🙂 Unser großer Dank geht an die fünf kleinen Künstlerinnen, welche die wunderbar-phantasievollen Baumhaus-Zeichnungen für das Titelbild gestaltet haben: Anna, Dora-Elisa, Giulia, Sophia, und Victoria ! 🙂
Fotos Baumhaus und Christian Leitner: Johanna Hahn
Biografie Christian Leitner
Christian Leitner
Christian Leitner wurde 1960 in Ligist geboren. Von Mitte April bis Mitte November betreut er seit gut zehn Jahren seine Baumhaus-Gäste, und seit mittlerweile vierzig Jahren bietet er im Enzianhof Wasssergymnastik, Tennistraining und den Hochseilparcours (‚Grenzgang der Gefühle‘) an, sowie auf Anfrage Wanderungen und Radtouren. Von Mitte November bis Mitte April ist er am Arlberg als Schilehrer tätig.
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