Humane Wecker

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Es ist DAS Menschheitsproblem: die Nacht ist vorbei, es ist Morgen, man muss aufstehen. Welche Wecker erleichtern den schweren Gang? Ein kurzer Überblick.

Du glaubst gar nicht, wie alt das Problem ist. Zeit vergeht und vergeht, und wir müssen unseren Platz darin finden, ob wir wollen oder – besonders am Morgen! – nicht: Schon die alten Griechen haben sich damit beschäftigt. Kaum hat der Mensch versucht, die Zeit zu messen, pröbelte er an Weckern herum. Platon hatte in seiner Akademie einen mit Wasser betriebenen Wecker. Am Morgen, nach Volllaufen eines Gegengewichts, donnerten Bleikugeln aus einem Gefäß auf eine Metallplatte. Andere sehr alte Wecker nutzten Feuer. Stäbe brannten eine bestimmte Zeit lang, ehe sie an den Stäben befestigte Metallkugeln frei schmürzelten. Diese polterten runter. Was man von einem Wecker halten soll, der die ganze Nacht leuchtet und dann mit höllischem Radau weckt, ist eine andere Frage.

Moderne Weckklassiker

Was haben wir ein Glück, leben wir in der Gegenwart. Verschiedene Kniffs erleichtern uns das Aufstehen. Ein moderner Klassiker ist der gemächlich lauter werdende Weckton. Das beginnt so traumhaft leise, dass sich der Weckton am Anfang kaum von den letzten Träumen unterscheiden lässt. Ehe wir die Störung ‚richtig‘ bemerken, sind wir wach. Verbunden mit der Möglichkeit, einen Lieblingssong langsam in den letzten Schlaf hinein tönen zu lassen, ist das eine super Art des Aufwachens, finde ich. Du musst aber aufpassen, dass dir dein Lieblingssong nicht irgendwann zu den Ohren raushängt und du ihn aus der Playlist verbannst. Falls der Wecker ungelegen kommt, weil du gerade so gut schläfst, gibt es zum Glück die Snoozer-Funktion. Der Snoozer ist eine weitere Art, das Aufwachen humaner zu machen. Bei ‚klassischen’ Weckern ist es der grösste Knopf, den du garantiert auch im Schlaf triffst. Smartphones stellst du einfach so ein, dass der Snoozer durch Schütteln/Auf-den-Boden-Werfen des Telefons aktiviert wird. Grossmutters Weisheit: „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“ gilt leider im höchsten Masse in Bezug auf den Snoozer und das Aufstehen.

Sonnenaufgang auf dem Nachttisch

Meine persönliche bevorzugte Aufwachwart ist mein Lichtwecker. Diese Nachttischlampe küsst mich frühmorgens durch sanft und langsam stärker werdendes Licht schon einmal halbwach. Das Licht mischt sich, gerade in den dunklen Tagen des Jahres, subtil in den Schlaf. Man wird wach, aber nicht so bewusst und mit Schrecken verbunden wie bei üblichen Weckern. Nach einer halben Stunde ist das Licht voll an, und es folgen wahlweise Vogelgesang, Windspiele oder Radio. Selbstverständlich wird das Radio auch langsam erst lauter.

Sonnenaufgang, flickr, humane Wecker

© Alexander Vollmer, „Sonnenaufgang“ via flickr.com CC BY 2.0

Innere und äußere Zeit, synchron

Weil das Radio leise einsetzt und langsam lauter wird, hörst du es erst, wenn du eh grad eine weniger tiefe Schlafphase hast. Noch konsequenter sind die Schlafphasenwecker. Sie stimmen den Aufwachzeitpunkt mit der inneren Uhr ab. Eine halbe Stunde vor dem programmierten Zeitpunkt ermitteln sie die ideale Aufweck-Schlafphase, in der du sowieso schon so gut wie wach bist (ohne es zu wissen). Dann wecken sie dich, oft mit einem sanften Vibrieren des Armbands, das zum Wecker gehört und deine Schlafphasen überwacht. Es gibt Alternativen. Auch zahlreiche der beliebten Lifetracker-Armbänder, die jeden messbaren Aspekt des Lebens aufzeichnen, haben vergleichbare Funktionen. Die Idee ist so einfach wie bestechend: endlich die äußere und die innere Zeit synchronisieren. Allerdings stören mich die dazu nötigen Armbänder und der Gedanke, beim Schlafen überwacht zu werden. Der grösste Luxus aber ist das selbstbestimmte Leben, in dem du deine Zeit selbst einteilst: Einfach liegenbleiben, bis der innere Wecker dich weckt, dann rauf und ab ins Homeoffice. Die Wege dort hin sind aber so verschieden, dass sich nichts verallgemeinern lässt.

Riechweite und Reichweite

Dann sind da noch die unkonventionellen Wecker. Etwa die Backautomaten. Natürlich sind diese nicht als Wecker gedacht. Aber: Wer es einmal erlebt hat, kann sich kein subtileres Erwachen als vom Duft frischen Brotes mehr denken. Einfach am Vorabend alle Zutaten in die Maschine geben. Dann programmierst du die Zeit, wann das Brot fertig sein soll. Es empfiehlt sich, die Maschine nur in Riechweite vom Bett aufzustellen, nicht in Reichweite: denn bevor Brotduft traumähnlich durch die Luft weht, heult das Knetwerk des Automaten. Das ist garantiert kein erfreulicheres Erwachen als das Poltern von Bleikugeln auf einer Metallplatte. Wenn du schon von deinem Lieblingsduft geweckt werden willst, schaffst du dir besser auch einen programmierbaren Filterkaffeeautomaten an. Der zischt nur ein bisschen, und schon weht ein Duft durch die Wohnung, der dich garantiert nicht mehr ruhig schlafen lässt.

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