„Ich schwitze, also bin ich“

Gemütliche Lesezeit ca. 6 Minuten.

Bikram Yoga, praktiziert bei 38 Grad, soll den Körper reinigen, kräftigen und ihn geschmeidiger machen. Was bringt das angesagte Schwitzyoga mit einer festgelegten Abfolge von 26 Yogaübungen wirklich? Wir haben uns das näher für euch angesehen.

Yoga bei 38 Grad ist in Teilen Indiens ja nichts Ungewöhnliches. In unseren Breitengraden hingegen müssen diese tropisch anmutenden Temperaturen und die dazugehörige hohe Luftfeuchtigkeit erst künstlich erzeugt werden. Daher begeben sich die Yogis in einen eigens geheizten „heißen“, verspiegelten Raum, den sogenannten „Hotroom“, um hier ihre Übungen zu praktizieren.

padahastasana - yoga college Wien - bikram

© Irene Schaur

Bevor es losgeht: schnell ein Schluck Wasser und flott auf die Toilette. Viel Platz zur individuellen Entfaltung der Yogapositionen gibt es jedenfalls nicht. Denn halb nackte, sich konzentriert im Spiegel betrachtende, meditierende oder einfach nur flach am Boden liegende Yogis haben bereits zweireihig wie Sardinen ihre Plätze eingenommen. Einigen stehen jetzt schon die Schweißperlen auf der Stirn. Es ist heiß und eng.

Wasserfall an Körperflüssigkeiten

Dann geht es endlich los. Die Yogalehrerin marschiert in den Raum und fängt auch gleich mit der Serie an. Erst eine Atemübung, dann ein bisschen Aufwärmen und ziemlich viel dehnen, strecken, verrenken, balancieren. Ein Kraftakt folgt dem nächsten.

Wer Probleme mit Körperflüssigkeiten hat, sollte gar nicht erst hier her kommen. Denn ein Wasserfall an Schweiß ergießt sich. Auch der Nachbar zerrinnt förmlich und tropft keuchend mit hoch rotem Kopf, aber doch irgendwie auch entspannt, vor sich hin.

Die Yogalehrerin wiederholt gebetsartig ihre Anweisungen, bis es jeder verstanden hat. Entkommen gibt es nicht, denn die Klasse verlassen, ist nicht erwünscht. Die 90 Minuten sind durchgetimt, es wird nichts dem Zufall überlassen, nicht einmal die Trinkpausen.

Mit Meditation hat das recht wenig zu tun. Vielmehr geht es um absolute Körperkontrolle. Nach der stehenden kommt die liegende Serie. Und dann, endlich, endlich die letzte Atemübung. Schluss und Vorbei. „Heute habt ihr wieder etwas für euren Körper getan“, so die strenge aber wohlwollende Yogalehrerein abschließend. Zum Abschied gibt es noch ein kollektives „Namasté“, also tschüss auf Hindi. Nach der Klasse tut es gut, etwas „auszudampfen“. Die meisten Studios bieten ihren müden Yogis daher frisches Obst und Tee an.

90 Minuten Folterkammer

90 Minuten Bikram Yoga das ist nichts für schwache Nerven. Ja sogar der Begründer Choudhury Bikram selbst bezeichnet seine Studios als „Folterkammer“. Hm? Das hört sich jetzt nicht so überzeugend an?

Blick in eine Bikram Yoga Klasse

© Yoga College Wien

Zumindest Bikrams Anhänger schwören aber auf die entgiftende, reinigende Wirkung der Übungen. Der Körper wird nicht nur beweglicher und geschmeidiger, sondern auch Herz-Kreislauf- und Atem-System werden gestärkt. Die Übungen sind durchblutungsfördernd, verdauungsanregend und können Bandscheibenvorfälle, Rheuma und Rückenschmerzen vorbeugen, so die überzeugten Bikram-Yogis. Der gesamte Körper wird trainiert.

Grundsätzlich sollte man bei den Asanas aber immer nur soweit gehen, wie man sich wohlfühlt. Also nichts übertreiben. Denn falsch praktizierte Übungen können auch Schaden anrichten. Außerdem wird der Körper extremen Bedingungen ausgesetzt. Aber letztendlich geht es auch darum, unter schwer ertragbaren Bedingungen Entspannung, Balance und innere Ruhe zu finden. Dennoch kann es sein, dass der Körper mit Kreislaufproblemen, Kopfschmerzen oder Müdigkeit reagiert. Aber nicht verzagen, denn aller Anfang ist schwer.

© Irene Schaur

© Irene Schaur

Körper richtig spüren…

Ob jung, alt, sportlich oder etwas zu viel auf den Hüften; in den Studios finden sich überwiegend Frauen. Denn das regelmäßige Praktizieren kann beim Abnehmen behilflich sein. Gerade wenn es draußen wieder kalt wird, kann sich durch die Übungen auch die mentale Stimmung heben. Das hilft durch den Winter. Am Ende einer Klasse fühlst du dich wahrscheinlich müde, entspannt und irgendwie auch befreit. Manchmal tut es gut, alles heraus zu schwitzen und den Körper richtig zu spüren. Das heiße Yoga kann sich also durchaus sehr positiv auswirken.

Tipps fürs erste Mal

Um gut durch die erste Stunde zu kommen empfehlen wir:

  • viel trinken
  • nicht schwer essen
  • in leichter Kleidung kommen
  • Trinkflasche
  • Pünktlich kommen
  • Handtücher und Yogamatten werden meist von den Studios zur Verfügung gestellt
  • Du kannst aber auch deine eigene Matte mitbringen
  • Personen mit Herz-Kreislauf-Problemen sollten sicherheitshalber mit ihrem Arzt sprechen.
  • Geheimtipp: eine zweite Unterwäschegarnitur mitnehmen
    Bikram Yoga Wien - Shavasana vor Graffiti Wand

    © Yoga College Wien

 

Wo findet deine präferierte Bikram, Hot oder Sun Yoga Klasse statt? Kannst du etwas empfehlen? Was hast du für Erfahrungen gemacht?

Youbeee Empfehlungen: 

Yoga College Wien

SUNYOGA Berlin

Bikram Yoga Zürich

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.