Liebes Drama, ich mach Schluss mit dir!

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Du kennst das sicher: In einem Gespräch oder einer Diskussion sagt dein Gegenüber etwas, was dir vollkommen in die falsche Kehle kommt. Sei es ein ungerechtfertigter Vorwurf, eine infame Unterstellung oder ein gemeines Vorurteil. Wenn du nicht aufpasst, bist du schon im Drama gelandet: Du verteidigst und rechtfertigst dich – oder du ziehst dich zurück und schmollst.

Youbeee Expertenbeitrag

Nach solch einem Gespräch fühlst du dich verletzt und schützt dich, damit so etwas nie wieder passiert. Vielleicht vermeidest du in Zukunft den Kontakt zu dieser Person oder rüstest dich innerlich mit guten Argumenten, um beim nächsten Mal nicht so unvorbereitet zu sein.

das Drama im Alltag wahrnehmen

Ganz offensichtlich rufen Vorfälle wie dieser eine emotionale Reaktion in dir hervor, in dir geht etwas in Resonanz. Du nimmst „es“ persönlich. Du fühlst dich getroffen.

Wie du vielleicht auch, wünsche ich mir oft, dass ich über solchen Dingen stehen kann, dass ich ganz gelassen reagiere, dass alles einfach an mir abprallt. Manchmal wünsche ich mir auch mehr Schlagfertigkeit, um entsprechend kontern zu können.

Doch zielt das alles nicht darauf ab, die innere emotionale Reaktion möglichst wenig fühlen zu müssen und über die Angelegenheit hinweggehen zu können? Wenn wir uns einem bewussten und wachen Leben verschrieben haben, sollte es auch andere Wege geben!

im Zeugenbewusstsein beobachten

Das Drama beenden, Uli Feichtinger, youbeeeIn vielen spirituellen Traditionen wird uns geraten, unser Zeugenbewusstsein zu kultivieren. Diese innere Beobachtungsposition erlaubt uns, das Geschehen sehr objektiv zu betrachten, als würde es uns gar nicht direkt betreffen. Mein Bild dazu ist die Bank oben auf dem Berggipfel oder auf der Klippe, von wo ich eine weite Aussicht habe, wo ich die Situation überblicken kann, wo alles distanziert ist.

In dieser Beobachtungsposition erkennst du vielleicht, dass es die andere Person unter Umständen gar nicht so gemeint hat, wie du es verstanden hast. Oder dass die Sache überhaupt ein einziges Missverständnis war. Oder dass die andere Person ihre eigene Überzeugung auf dich projiziert. Über den geschaffenen Abstand erlangst du mehr Klarheit und Bewusstheit.

im Körper empfinden

In der femininen Spiritualität steht Verkörperung (embodiment) im Vordergrund. Wir üben, die emotionale Reaktion als Empfindung im Körper wahrzunehmen: Oh, meine Kiefergelenke sind angespannt, die Zähne beißen fest aufeinander. Meine Hände ballen sich zu Fäusten. Die Haut meiner Stirn legt sich in Falten. Meine Pobacken pressen gegeneinander. Mein Magen krampft sich zusammen. Meine Füße kribbeln und ich habe das Bedürfnis, davon zu laufen.

Auf diese Art und Weise spürst du deine Gefühle als Empfindungen in deinem Körper. Du nimmst deine Gefühle an und gibst ihnen damit die Erlaubnis, da zu sein. So wie es ihre Natur ist, werden sich deine Emotionen verändern und in neue Empfindungen fließen. Du erkennst, dass du mit deinen Gefühlen in den ewigen Fluss des Lebens eingebettet bist.

dem Drama den Laufpass geben

den eigenen Weg gehen, Schluss mit dem Drama, Uli FeichtingerSowohl durch die Beobachtung im Zeugenbewusstsein als auch durch das Empfinden im Körper relativiert sich die Geschichte, das Drama, die Soap Opera rund um den Vorfall. Wer was gesagt oder getan hat und warum – all das steht nicht mehr im Mittelpunkt. Wahrscheinlich ist es nicht einmal mehr der Rede wert. Oder aber du erkennst durch deine Praxis, dass du tatsächlich eine Reaktion setzen möchtest. Im Unterschied zu früher tust du dies nun von einem inneren Ort der Klarheit und Bewusstheit aus. Du reagierst im Einklang mit deinem Wesen.

Dem Drama in deinem Leben den Laufpass zu geben, spart dir viel Nerven und vor allem Energie. Diese Kraft und Energie kannst du für jene Dinge einsetzen, die dir wirklich sinnvoll erscheinen – mit möglichst wenig Verstrickung im Drama. Du kannst deinen eigenen Weg voll Zuversicht gehen und so deinen Beitrag für unsere gemeinsame Zukunft wirkungsvoll einbringen. Und ist es nicht genau das, was die Welt von heute besonders dringend braucht?

Ankündigung Lehrgang
Wie wir aus dem Drama aussteigen, ist das erste Thema im Lehrgang „Spirit im Alltag: Wachse in deine Größe“, der am 16. Jänner 2016 erstmals in Wien startet. Mehr Infos unter: www.weripower.at

Übung – im Zeugenbewusstsein beobachten

Übung: im Zeugenbewusstsein beobachten

Nimm eine ruhige, aufrechte Position ein und schließe deine Augen. Du kannst dich innerlich auf eine Bank auf dem Gipfel oder auf der Klippe versetzen. So zoomst du dich aus der Situation heraus und siehst auf sie, als würdest du aus großer Entfernung darauf schauen. Werde weit wie der Himmel, sodass du ganz klar wahrnimmst:

Was geschieht in dieser Situation?

Was sind die Bedürfnisse der Beteiligten?

Welche Strategien wenden sie an?

Was sind ihre Verletzungen, die sie (über)reagieren lassen?

Welchen guten Wunsch hast du für jede/n der Beteiligten?

Welche Lösungswege erkennst du?

 

Übung: im Körper empfinden

Übung: im Körper empfinden

Nimm eine angenehme stehende Position ein und spüre, wie sich deine Füße mit der Erde verbinden. Die Knie beugen sich leicht, die Hüften werden lockerer. Lege eine Hand aufs Herz und eine auf den Unterbauch. Erlaube deinem Atem nach und nach bis in dein Herz zu fließen und die dort liegende Hand quasi von innen zu küssen. Dann erlaube deinem Atem bis in den Unterbauch zu fließen und die dort liegende Hand quasi von innen zu küssen.

Nun spüre nach: Welche Empfindungen kann ich in meinem Körper wahrnehmen? Erlaube diesen Empfindungen da zu sein, gib ihnen Raum. Verleihe auch allen auftauchenden Bewegungen deines Körpers Ausdruck. Nimm wahr, wie sich die Körperempfindungen verändern und zu fließen beginnen.

Ein neuer Augenblick ist gekommen. Was ist jetzt da?

inspiriert von Chameli Ardaghwww.awakeningwomen.de

Fotos

Titelbild: „Hi, it’s me :))“ © Jone via flickr.com CC By 2.0

Bilder im Text: „Bank auf der Klippe“ © Uli Feichtinger und „den eigenen Weg gehen“ © Uli Feichtinger

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