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Eine Freundin zur rechten Zeit am rechten Ort. Wie das Geschenk schwesterlicher Unterstützung die Idee von Frauentempeln reifen ließ.
Nach der Geburt ihrer Tochter Veronika, ihrem zweiten Kind, traten bei Uli Feichtinger, Coach und Trainerin, schwere Komplikationen auf, die erst nach drei Tagen von einer Hebamme erkannte wurden. Eine Not-Operation wurde in Windeseile anberaumt. Alles war sehr turbulent und ganz offenbar dringend. Ihre neugeborene Tochter wurde ihr weggenommen, das Frühstück entrissen, sie war alleine und voller Angst, wusste nicht, was auf sie zukommt, wie schlimm dieser Eingriff ist.
Geschenk von Frau zu Frau: Dasein im richtigen Augenblick
Genau in diesem Moment erschien überraschend ihre Freundin Erika außerhalb der Besuchszeit. „Sie hatte zwar materielle Geschenke mit – doch um die ging es in diesem Augenblick gar nicht mehr“, erinnert sie sich. „Sie hielt meine Hand, sie saß an meinem Bett, sie ertrug meine Tränen, meine Trauer, meine Angst. Sie war bei mir. Sie blieb bei mir. Sie war ein Geschenk des Himmels – genau in diesem Augenblick.“ Erst im Nachhinein wurde ihr klar, wie prekär die Lage gewesen war und wie sehr Seelen-Unterstützung angesagt gewesen ist. Vor 100 Jahren, weiß sie heute, wäre sie an dieser Situation höchstwahrscheinlich gestorben.
Füreinander Hebammen sein
Noch zehn Jahre später fließen Tränen der Dankbarkeit beim Erzählen. Das Erlebnis hat sich tief eingebrannt bei der dreifachen Mutter und hat dazu beigetragen, dass die Kraft schwesterlicher Verbundenheit zwischen Frauen und die Würdigung von Frauenwissen – es war eine Frau, die die Lage erkannte – später in ihre Arbeit eingeflossen ist. Sie organisierte ein Frauensymposium, veranstaltet Workshops mit Frauenfokus. Und seit 2012 bietet Uli Frauentempel an, einen geschützten Ort für Frauen, in dem Weiblichkeit gefeiert wird und „wo wir uns nicht gegenseitig reparieren und verbessern, sondern einfach da sind, uns nähren und einander das Geschenk der Präsenz überreichen. In diesen Frauentempeln sind wir Hebammen füreinander“, erklärt Uli das Wesen der Tempel. „Auf dem Weg in dieses Vertrauen den anderen Frauen gegenüber braucht es unter anderem die Erfahrung, wie heilsam, tröstend und stärkend Frauen-Freundinnenschaften sind.“ Mit Freundinnen wie Erika, die im Alltag intuitiv spüren, wenn die andere ihre Anwesenheit braucht.
Welche Erfahrungen habt ihr mit Frauenfreundschaften? Nähren sie euch? Tragen sie euch durch herausfordernde Zeiten? Welche nicht-materiellen Geschenke habt ihr als Frauen einander gemacht? Oder gibt es Konkurrenzgefühle, Klatsch und Tratsch? Und wie erlebt ihr Männer Frauen-Freundschaften?
Uli Feichtinger: www.weripower.at/tempel/
Titelbild © Robert Maybach
Liebe Christa, auch hier finden sich wieder Frauen, die einander auch anderweitig unterstützen. Mich haben Frauen immer wertvoll begleitet, meine Granny (sie war nicht wirklich verwandt, nur „annektiert“), meine Taufpatin, die „Zofen“ der „Gnädigen“, der Großmutter von Audrey Hepburn, meine Kinderfrau, Tante Nanni, gestandene Sozialistin aus dem Gemeindebau und ihre beiden Töchter, die mich Kleinkind leidenschaftlich verhätschelten, die mir aber auch schönste Kleidchen nähten, Freundinnen meiner Eltern und vor allem die Tochter der wichtigsten, mit der ich heute noch befreundet bin. Dann meine Schulfreundin, auch sie steht mir immer wieder hilfreich zur Seite und gaaaaanz viele weitere, die im Laufe meines Lebens dazu kamen. Gerade eben durfte ich erleben, wie spontan und von Herzen sie mir beistehen. Aber ebenso waren auch Männer dabei, das muss schon auch gesagt werden. In meinem Leben bin ich immer wieder von Solidarität umgeben, wenn sie gebraucht wird und freue mich natürlich, wenn ich sie zurückgeben kann. Freundschaft, die sich nicht aufdrängt aber zur Stelle ist, wenn nötig, ich durfte sie so oft erleben – DANKE.
Schön, dass du dieser Qualität hier Raum zur Würdigung bietest.
So schön, deine Zeilen zu lesen, Isabella! Durch und durch freundschaftsgenährt fällt mir da ein.
Wie schön, dass du, liebe Isabella, in deinem Leben so viel Unterstützung und Freund(innen)schaft erlebt und erfahren hast. Danke fürs Teilen! 🙂 <3 🙂 <3
Beim Lesen der Geschichte war ich sehr berührt und gleichzeitig erklang in mir „Ja, genau!“, weil ich die Verbundenheit mit Frauen und ganz besonders Frauenfreundschaften glücklicherweise oftmals erleben darf. Wenn ich einen Wechseljahre-Tages-Workshop leite, bin ich abends zwar rechtschaffen müde, aber gleichzeitig auch beseelt vom Miteinander der Frauen, mit denen ich einen ganzen Tag verbringen darf, mit all ihrem Wissen und Können und Sein. Dafür bin ich sehr, sehr dankbar!
liebe Karin, herzlichen Dank für deine lieben, dankbaren und „ja, genau-Worte“. Diese sind so wichtig für uns Frauen!
Oh, liebe Karin, wie schön – ja, es gibt immer mehr Frauen, die Frauengemeinschaften und Freundinnenschäften genießen. Ich komme aus einer sehr männlich dominierten Domäne (Physik) und genieße es sehr, mich ganz auf feminine Qualitäten einzulassen. Wechseljahre-Workshops sind sicher sehr sehr bereichernd. Wie schön! Danke! <3
..die Geschichte setzt sich fort: Ein paar Wochen, nachdem der Himmel Erika zu Uli Feichtinger geschickt hatte, und sie wieder gesund war, leitete er Uli weiter zu mir. Sie war damals der Schlüssel zu meinem neuen Leben! Ich verspüre große Dankbarkeit für dieses Himmelsgeschenk, das ich mit Freude an Frauen in meinem Umkreis weitergebe.
… ich bin gerade sehr berührt! wunderschön diese Frauenkette! 🙂
Wie schön, liebe Kristina. Vielen Dank fürs Teilen <3
Oh, liebste Kristina, ich entdecke deine Worte erst jetzt. Danke! <3 <3 <3 Ich freue mich so sehr, dass wir einander kennen gelernt haben! 🙂 🙂 🙂 Und erinnere dich: Du warst es, die die Initiative ergriffen hat! Danke von Herzen dafür und für die vielen gemeinsamen Stunden seither! 🙂 🙂 🙂 Sei ganz herzlich umarmt! <3 <3 <3
Karin, ja, so seh ich das auch. Danke für deinen Input. Die Serie soll auch darauf aufmerksam machen, dass es oft unerwartet Geschenke gibt, wenn man sie denn sehen kann. Ich hoffe, die Geschichten sind für vile ermutigend.
Ich finde es so wunderschön, liebe Christa, dass du diese Artikel-Reihe ins Leben gerufen hast. Du unterstützt uns alle damit, diese Geschenke am Weg besser wahrzunehmen. Danke! <3 <3 <3
Das ist reiner Eigennutz, liebe Uli! Wenn ich solche Geschichten höre und schreibe, beschenke ich mich selber 🙂
🙂 🙂 🙂 <3 <3 <3
Es wird einem immer ein Engel geschickt … Man muss ihn nur erkennen und annehmen können
wie wahr liebe Karin! vielleicht sollten wir uns erlauben ein wenig achtsamer und dankbarer durchs Leben zu gehen! 🙂
Ja, Engel auf Erden sind manchmal ein bisschen „verkleidet“. Erika ist ganz ganz sicher ein Engel auf Erden! 🙂 🙂 🙂 Danke für deine Worte, liebe Karin! 🙂