Anti-Stress-Kost

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Du sitzt im Büro, das Telefon klingelt alle zwei Minuten, mit eingeklemmtem Telefon beantwortest du noch ein Mail bevor du die Unterlagen für das nächste Meeting zusammenkramst, zu dem du schon sechs Minuten zu spät kommst. Dein Magen knurrt und du brauchst dringend einen Energieschub. Was du während stressiger Zeiten am besten isst, verraten dir nun Ernährungsexperten für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), Ayurveda und Westliche Europäische Ernährung.

Magen, Leber und Herz leiden unter Stress

„Im Grunde stört und belastet (Dauer)Stress den gesamten Organismus massiv. Mit einer stressigen Lebensweise belasten wir den Magen-Darm-Trakt, das Herz-Kreislauf-System, unser Gehirn und unsere Entgiftungsorgane, allen voran die Leber ziemlich. Die gesundheitsschädigende Wirkung verläuft schleichend“, erklärt die Diplom-Ernährungstrainerin für westliche europäische Ernährung Sonja Münzker-Pötzlberger. „Ganz wichtig ist es da, viel Wasser oder Zitronenwasser zu trinken und viel Obst und Gemüse, speziell grünes Blattgemüse in den Speiseplan einzubauen“, so die Expertin weiter.

Ähnlich sieht dies die TCM, wie Dipl. TCM Ernährungsberaterin Mag. Doris Brenner ausführt: „Durch Stress kommt es zu einem Qi-Stau[1], und Leber und Galle sowie Magen und Darm werden unmittelbar beeinträchtigt. Auch das Herz wird sofort von Stress belastet.“ Sie empfiehlt, auf regelmäßige Essenszeiten und warme gekochte Speisen zu achten sowie regional und saisonal zu essen. „Die substanzstärkenden Nahrungsmittel in der TCM sind vor allem tierische Produkte, wie z.B. Fleisch, Fisch und Eier – natürlich in Maßen genossen. Bei Fleisch unbedingt auf die Bio-Qualität achten, dafür nur 1-2 x pro Woche.“ Als vegane substanzstärkende Nahrungsmittel gelten in der TCM alle Getreide, Wurzelgemüse, die Kohl- und Krautfamilie sowie alle Hülsenfrüchte.

In der ayurvedischen Medizin werden die drei Grundtypen Vatha, Pitha oder Kapha[2] unterschieden. Davon, und wovon der Stress ausgelöst wird (Ärger oder Traurigkeit), hängt es ab, wie ein Mensch auf Stress reagiert. „Vatha-Typen sind am schnellsten gestresst, wobei Stress wegen Ärger eher Pitha aus der Balance bringt“, weiß der indische Ayurveda-Arzt Dr. Syam Dayal. In diesem Fall helfe es, Granatapfel-Saft oder Gurkensaft zu trinken, rät der Experte für die indische Heilslehre. Hingegen bei Stress durch Traurigkeit kämen die Doshas Vatha und Kapha aus der Balance. Dagegen sei es hilfreich, wärmenden Ingwertee mit Honig zu trinken.

Was nun aber essen wenn es ganz besonders stressig ist?

Hast du einen besonders stressigen Tag vor dir (z.B. mit einer schweren Prüfung) rät Dr. Syam morgens zu einem Frühstück mit Joghurt und nach jeder Mahlzeit zu einem Glas Buttermilch. Buttermilch wirkt verdauungsanregend und ist für alle drei Grundtypen geeignet. Joghurt zählt im Ayurveda zu den sauren Lebensmitteln, weist also erhitzende Energie auf.

Buttermilch, ayurvedische Anti-Stress Ernährung

Ein Glas Buttermilch © Katrin Morenz, flickr.com CC BY 2.0 

Für ein „erdendes, wärmendes“ Frühstück spricht sich auch Ernährungstrainerin Sonja Münzker-Pötzlberger aus: „Empfehlenswert ist es, an solchen Tagen unser Gehirn und unseren Körper mit Kohlehydraten zu versorgen. Praktisch bedeutet das, z.B. einen Getreidebrei oder ein (gekochtes) Müsli mit Früchten und Kräutertee zum Frühstück zu genießen, zwischendurch eignen sich Nüsse als Gehirnnahrung.

Zu leicht verdaulicher Kost rät TCM-Ernährungsberaterin Doris Brenner: „Auf jeden Fall solltest du gekochte Speisen wie Suppen und Eintöpfe oder gedünstetes Fleisch mit Gemüse und gekochtem Getreide essen. Vor der Prüfung isst du morgens Porridge, Haferflocken mit zwei Datteln und einer Handvoll frischem geschnittenem Obst gekocht, mittags kannst du Rote-Rübensuppe oder Kohlrabisuppe essen und z.B. Hühnerbruststreifen mit Wurzelgemüse und Vollkornreis“. Abends empfiehlt die TCM-Expertin wieder eine Suppe, z.B. eine Karotten-Linsensuppe. „Allerdings solltest du die letzte Mahlzeit spätestens um 19 Uhr essen, danach schaltet der Verdauungstrakt auf Sparflamme“, erklärt Brenner.

Vegan, am besten roh und wenn dann nur Superfood – und bei Stress?

Die derzeitigen Trends in der Ernährung gehen in das eine oder andere Extrem, aber wie gut dies für stressige Zeiten geeignet ist, erläutern die Experten.

Die Ernährungstrainerin Sonja Münzker-Pötzlberger konstatiert: „Eine vegane Ernährungsweise ist dann optimal, wenn es sich um eine ausgewogene, vielfältige Ernährung handelt, mit einem sehr hohen Gemüseanteil. Alle „Ampelfarben“, sprich rotes, gelbes und grünes Gemüse, sollten sich täglich in deinen Mahlzeiten wiederfinden.“

Für den Ayurveda-Arzt Dr. Syam hängt es vom jeweiligen Typ ab: „Im Falle von Pitha ist Rohkost zu empfehlen, Vatha- oder Kapha-Typen sollten warmes, gekochtes Gemüse oder Obst bevorzugen.“ Für gekochte Kost setzt sich jedenfalls TCM-Ernährungsberaterin Doris Brenner ein: „Durch den Kochvorgang wird der Nahrung zusätzlich Energie zugeführt. Jeder Verdauungsvorgang benötigt Wärme. Gekochte Speisen sind quasi bereits vorverdaut und brauchen weniger Verdauungsenergie – ein doppelter Bonus. Rohkost und vegane Kost sind aus TCM-Sicht thermisch kalt, kühlen also den Verdauungstrakt ab.“ Besonders an stressigen Tagen sei es wichtig, dass den Lebensmitteln durch Kochen noch mehr Wärme und Energie zugeführt würde.

„Bei einer veganen Ernährungsweise ist es vor allem wichtig 2-3x täglich warme und gekochte Speisen zu essen, das heißt langes Kochen, Schmoren, Backofenzubereitung, Suppen, Eintöpfe, Pürees und nachmittags Kompotte mit wärmenden und verdauungsfördernden Gewürzen, wie Fenchel, Anis, Kümmel, Kreuzkümmel, Koriander & Co“, führt Doris Brenner aus.

 

Unsere Experten

Unsere Experten:

Dr. Syam Dayal, ayurvedischer Arzt

 

Dr. Syam Dayal, ayurvedischer Arzt in den AryaAyurvedicPanchakarma Centers in Kovalam im Bundesstaat Kerala und Gokarna in Karnataka in Indien. www.ayurvedainindien.com

 

 

 

Sonja Münzker-Pötzberger, Ernährungsberaterin, Anti-Stress Kost

 

Sonja Münzker-Pötzlberger, Diplom-Ernährungstrainerin und Diplom-Burnout-Prophylaxe-Trainerin, betreibt in ihrer Praxis in Wien und Mödling eine Seminarküche unter anderem zu den Themen westliche europäische Ernährung, Stressbewältigung und und Entspannung. www.anti-stress-ernaehrung.at

 

 

Dipl. TCM Ernährungsberaterin, Doris Brenner, Anti-Stress Kost

 

Mag. Doris Brenner: Die selbständige Dipl. Ernährungsberaterin nach TCM bietet in ihrer Praxis in Wien im 8. Bezirk auch Kochworkshops, Beratung zur betrieblichen Gesundheitsvorsorge und Burn-Out-Prävention an. www.taoliving.at

 

 

Glossar

[1]Qi (auch Chi) bezeichnet die Lebensenergie in der TCM.

[2]Vatha-Typ: feiner, leichter Körperbau, geringere Ausdauer, geht Dinge schnell und mit Begeisterung an, ist aktiv, kreativ, hat einen Hang zum Mystischen und Asketischen, eine schnelle Auffassungsgabe, gutes Kurzzeitgedächtnis, ist ein guter Esser, vielbeschäftigt, hasst Kälte und liebt Hitze.

Pitha-Typ: ausgeglichene Körperstrukturen, mittlere Ausdauer und mittelgutes Gedächtnis, zielstrebig, unternehmungslustig, mutig und mit Hang zu Ungeduld, hat ein Flair für Technik und Analytik, starken Hunger, kann Mahlzeiten schlecht ausfallen lassen, Abneigung gegen intensive Hitze, ist kritisch und emotional.

Kapha-Typ: kräftiger Körperbau, gute Ausdauer, methodisches Vorgehen ohne Eile, schwer aus der Ruhe zu bringen und zu bewegen, besitzt ein gutes Langzeitgedächtnis, geringen Hunger, langsame Verdauung, Neigung zu glatter heller Haut, kräftiges Haar, tolerant gegenüber Hitze und Kälte. (Quelle: Rhyner, Hans H.: Ayurveda für Einsteiger. Ernährung, Gesundheitspflege, Selbstbehandlung. Blv Verlag, München. 2010)

Titelbild: flickr.com, Jennifer, CC BY 2.0

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