Reise-Bloggerin Carina Herrmann: „Stürzt euch mit offenen Augen und Feuereifer hinein!“

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Im Moment genießt die deutsche Bloggerin und Online-Unternehmerin Carina Herrmann den Sommer im spanischen Valencia und schreibt an ihrem ersten Verlagsbuch. Dass sie einmal ihren Besitz vollständig auflösen und als Dauerreisende ortsunabhängig arbeiten würde, hätte sich die ausgebildete Kinderkrankenschwester vor einigen Jahren nicht erträumen können.

Carina, bei dir begann alles 2011 mit einer Reise…

Ja, ich war 14 Monate in Australien und 3 Monate in Südostasien. Hauptsächlich, weil ich zuvor gespürt habe, dass ich dringend eine Auszeit brauchte und etwas ändern musste. Erst während dieser Zeit aber wurde mir so richtig bewusst, wie tief ich zuvor schon in einem Burnout gesteckt habe. An manchen Tagen wusste ich nicht mehr, wofür ich aufstehen sollte, obwohl ich nüchtern betrachtet alles hatte, was zur Zufriedenheit nötig gewesen wäre. In meinen ersten sechs Monaten füllten sich meine Batterien endlich wieder auf. Plötzlich war ich nicht mehr dauermüde oder konstant geschlaucht.

Als ich zurück kam, versuchte ich in einem Bürojob Fuß zu fassen, aber das Reisefieber hatte mich schon voll infiziert.

Was genau gefällt dir denn so am Reisen?

Die Abwechslung der verschiedenen Eindrücke, Kulturen und natürlich des Essens!

Wie bist du daraufhin professionelle Bloggerin geworden?

Im Blog-Camp zweier erfolgreicher Blogger erfuhr ich zum ersten Mal, dass professionelles Bloggen tatsächlich eine Einnahmequelle sein konnte und fing sofort Feuer. Mein zuvor hobbymäßig geführter Reiseblog wurde komplett umgekrempelt. Neben meinem Vollzeitjob bereitete ich mich gut sechs Monate auf meinen Ausstieg vor, meldete meine Kündigung an und sparte alles, was ging, um mir danach die ortsunabhängige Selbständigkeit zu ermöglichen. Parallel baute ich in jeder freien und wachen Minute meinen Blog professionell auf.

Erfolgreich, denn du kannst inzwischen davon leben, richtig? 

Meine Einnahmequellen gehen mittlerweile weit über die einer Bloggerin hinaus. Deshalb nenne ich mich Online-Unternehmerin. Mein Blog wurde mehr und mehr zu einem Portfolio, das mir die Türen zu vielen anderen Dingen eröffnete. Bis ich aber wirklich erfolgreich war und mich komplett finanzieren konnte, dauerte es gut eineinhalb Jahre. Das Gleiche gilt ja aber für jeden „normalen“ Selbständigen.

So eine Veränderung hört sich im Nachhinein immer leicht an…

Ja, weil sich eineinhalb Jahre des Schwitzens und der harten Arbeit kurz zusammen packen lassen: Baute Blog auf – wurde erfolgreich. Dass sich dahinter dauerhaft 70-80-Stunden-Wochen verstecken – mit einigen Rückschlägen, vielen Lerneffekten und vor allem viel, viel Arbeit -, das sieht man leider nicht.

Ich wusste aber immer ganz genau, was mein Ziel ist und was ich erreichen wollte. Das und das unglaublich positive Feedback meiner Leser haben mich aus jedem Motivationsloch gezogen.

Wie wichtig war deiner Meinung nach deine Krise für deinen Kurswechsel?

Sie war definitiv wichtig, ich bin dankbar dafür. Die Krise hat mir die Augen geöffnet, mich gezwungen mein Leben selbst in die Hand zu nehmen und zu verändern. Ich musste ausbrennen, um zu erkennen, was ich vom Leben wirklich will. Ich brauchte meine Reise, um mir klar zu werden, wie sich Glück anfühlt.

Wenn die Krise nicht gewesen wäre, wäre ich vielleicht heute in einem Leben, bei dem ich mich immer fragen würde: „Was wäre gewesen, wenn…?“. Diese Frage stelle ich mir heute nicht.

Mit Reisen und Schreiben Geld verdienen: Davon träumen viele …

Es ist auch immer noch mein Traumberuf, und ich werde alles dafür tun, ihn nie wieder aufgeben zu müssen. Zwei Aspekte sind dabei wichtig: Sich nicht der Illusion hinzugeben, dass das Aufbauen dieses Berufs ein Traum ist. Das ist es nämlich nicht – es ist harte Arbeit und man hat anfangs wenig Freizeit. Und auch das Reisen wird deutlich verlangsamt und ist kein Urlaub, sondern Arbeiten von verschiedenen Orten auf der Welt. Viele wollen diese Opfer nicht bringen, die der Traumjob mit sich trägt. Man sollte sich überlegen, ob man das Gesamtpaket will oder nur auf die Schokoladenseite aus ist.

Man muss sich ehrlich eingestehen, ob man für dieses Leben brennt. Ist dem so, stürzt euch mit offenen Augen und Feuereifer hinein! Und gebt nie, nie, nie auf!

Wie glücklich bist du jetzt auf einer Skala von 1-10 (10 sehr glücklich)?

Im Moment würde ich mir eine starke 9 geben.

Weiterhin frohes Reisen!

Titelbild: © Carina Herrmann

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