Katharina Vonow: „Freiwillig ändern wir uns nicht!“

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Ehrgeizig war sie immer, die Schweizerin Katharina Vonow. Als junge Frau löste sie ein One-way-Ticket nach New York und reiste als Fotografin durch Amerika. Ein Jahr später machte sie sich in Zürich selbstständig: Die verheiratete Mutter zweier Kinder fotografierte für renommierte Magazine und Zeitungen, begleitete Verlags-Projekte und zeigte ihre Bilder in Ausstellungen.

Dann hatte das Leben anderes mit ihr vor: Nach dem Autounfall ihrer Tochter 1998 lebt die heute 64-Jährige am Land, gibt Seminare und lädt Menschen ein, die innere Stille zu erfahren.

„Das Leben sprudelt immer neue Ideen“, schreibst du. Hättest du dir als Jet-Set-Fotografin jemals vorstellen können, einmal in den Bergen zu leben und Seminare zur Medialität zu geben?

Nein, nie! Die Fotografie war meine Leidenschaft, meine Begabung. Ich dachte, ich mache diesen Beruf ein Leben lang…

In den Bergen aber bin ich aufgewachsen. Hier hatte ich meine Wurzeln. Sie haben mir seit jeher Halt und Trost gegeben.

Der Satz „Jetzt bist du arriviert“, ausgesprochen bei einer deiner Ausstellungseröffnungen, hat dich geprägt. Warum?

Ich war immer ehrgeizig und wollte berühmt sein. Ich dachte, Erfolg ist mit einem Wohlgefühl verbunden. Ich wollte tief in mir meiner Mutter gefallen, wollte Streicheleinheiten und Zuwendungen – all das war mein Motor. Doch das war alles Illusion. Als der Erfolg eingetreten ist, habe ich nichts davon gefühlt.

Danach hast du aber weiter fotografiert…

Ja, danach waren die Fotos sogar noch besser, weil ich nicht mehr getrieben war. Ein paar Jahre später stoppte der schwere Autounfall meiner damals 17-jährigen Tochter alles abrupt. Für mich als Mutter war es ein tiefes Bedürfnis, bei ihr zu sein und mit ihr alles vorher Dagewesene wieder zu trainieren. Es war so, als ob man Tassen in einen Schrank zurück räumt. Zweieinhalb Jahre hat es gebraucht, bis ihr Körper und ihr Verstand wieder einigermaßen funktionierten. Mittlerweile hat sie sogar ein Studium absolviert und führt mit ihrem Partner sowie den zwei Kindern ein ganz normales Leben. Es ist wie ein Wunder, dass sie wieder so gut auf die Beine kam!

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Foto © Katharina Vonow

Du hast in der Zeit deine Ehe beendet, deine Fotoausrüstung verschenkt und bist von Zürich in die Berge gezogen. Warum waren diese radikalen Schritte notwendig?

Nach so einem Erlebnis sind Erfolg und Anerkennung nicht mehr wichtig, das war verblüffend. Ich wurde zufriedener, nicht mehr so getrieben. Es war ein Geschenk!

Ich habe in den zwei Jahren erkannt, dass ich mich nicht mehr verstellen kann. Es geht nur noch um die Wahrheit. Die Lösung von meinem Mann war sehr schmerzlich, aber ich wusste, es war gut so. Wenn der Tod der eigenen Tochter so nah ist, sieht man alles anders. Ich wollte in meiner Ehe nicht mehr leiden.
Der Umzug kam, weil ich unser altes Haus nach der Scheidung nicht mehr ertragen konnte. Nachdem es vermietet war, hatte ich keine Bleibe mehr in Zürich, nur das Haus meiner Familie in den Bergen. Mir hätte nichts Besseres passieren können!

Warum brauchen wir oft Schicksalsschläge, um Veränderungen vorzunehmen?

Weil wir uns freiwillig nicht ändern. Unfälle und Krankheiten helfen uns zur Besinnung zu kommen. Ich hätte mir all das auch gar nicht vorstellen können. Wie von einem Bergsturz wurde ich geschoben, um am richtigen Punkt und Ort zu sein. 

Heute arbeitest du selbst heilend und medial mit Menschen. Wie kam es dazu?

Schon als Kind hatte ich Dinge gesehen, die meine Mutter nicht sehen konnte. Später habe ich mich angepasst, sodass diese Gabe etwas verschwand. Als meine Kinder vier und zwei Jahre alt waren, hatten sie ebenfalls diese Hellsichtigkeit. Da habe ich mich wieder geöffnet und in meiner Freizeit immer wieder Seminare in geistigem Heilen und Meditation besucht. Im Unfalljahr hatte ich dann auf die Idee von Freunden hin ein Seminar in den Bergen abgehalten. Sogar meine Tochter, der es schon etwas besser ging, konnte mit dabei sein. Das Ganze lief gut! Menschen kamen, die an sich arbeiten wollten. Der Rest hat sich danach nahtlos und natürlich ergeben.

Wie glücklich bist du jetzt auf einer Skala von 1-10 (10 sehr glücklich)?

Ich bin 9,5 Punkte glücklich. Der Rest hängt damit zusammen, dass ich einen Partner möchte. Unglücklich ist nicht das richtige Wort, aber da herrscht ein bisschen Trauer.

Herzlichen Dank fürs Teilen!

Fotografin, mediale Seminare, Lebensveränderung

Foto: © Katharina Vonow

Fotos: Katharina Vonow

Link

http://www.katharina-vonow.ch

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